Bundesweite Service-Learning-Tagung 2018

LdE-Schulbeispiele

Ein Highlight der Tagung waren auch in diesem Jahr die inspirierenden Schulbeispiele aus dem Netzwerk, die sich in unterschiedlichen Formaten präsentierten. Neben Posterausstellung und filmischem Einblick beim LdE-Kino haben uns die Präsentationen von Schüler*innen und Lehrer*innen aus Flensburg und Berlin im Plenum begeistert und den Teilnehmenden spannende Impulse für die eigene pädagogische Arbeit gegegeben.

Krieg-Flucht-Asyl

Was heißt es, auf der Flucht zu sein, alles aufzugeben und irgendwo, in einem fremden Land, komplett neu anzufangen? Die Schüler*innen der 10. Klasse der Fridtjof-Nansen Schule in Flensburg haben mit LdE ein Gespür für die Lebenssituation von Geflüchteten bekommen. Sie haben sich intensiv damit beschäftigt, wie Kriege entstehen und welches Leid die von Krieg und Vertreibung betroffenen Menschen erfahren.

Die Schüler*innen setzen sich im Philosophieunterricht mit ethischen Prinzipien und Dilemmata bei Krieg und Konflikten auseinander, erfuhren einen Perspektivwechsel durch einen Essay und führten unterschiedliche Engagementprojekte durch, um die Öffentlichkeit über Krieg und Asyl zu informieren.

So ist ein beispielhafter Fluchtkoffer entstanden, mit denen die Schüler*innen andere Jugendliche aufklären und sensibilisieren. Außerdem entwickelten und produzierten sie einen Erklärfilm in kindgerechter Sprache und mit gezeichneten Bildern, um auch Grundschüler*innen ein Verständnis dieser komplexen Thematik zu ermöglichen.

Jüdische Menschen in Berlin-Moabit:
Wir gedenken der Opfer, aber wie?

Wie wird etwas für junge Menschen greifbar, das mehr als 70 Jahre zurückliegt? Wer waren die Menschen aus Moabit, die verfolgt, deportiert und ermordet wurden? Schüler*innen der 8. Klasse und der Oberstufe der Theodor-Heuss-Schule Berlin hatten sich im Unterricht mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen für die Menschen vor Ort in Berlin beschäftigt und engagierten sich auf vielfältige Weise jahrgangsübergreifend für das Gedenken der Holocaust-Opfer aus ihrem Stadtteil Moabit. Eine Studienreise nach Isreal hatte zuvor das Interesse und die eigene Überzeugung der Jugendlichen, etwas gegen Antisemitismus unternehmen zu wollen, weiter gestärkt.

Mit LdE setzten sie ein klares Zeichen für die Anerkennung der Gleichwertigkeit aller Menschen und ein friedliches Miteinander, sowohl bei ihren Mitschüler*innen als auch in ihrem Stadtteil: Sie erstellten eine öffentliche Ausstellung „HIER DORT DAMALS HEUTE” mit Rechercheergebnissen und Fotografien zum Thema Nationalsozialismus. Sie gestalteten den neuen Gedenkort „Güterbahnhof Moabit” und seine feierliche Einweihung mit. Zum Jahrestags des Novemberpogroms von 1938 bereiteten die Jugendlichen eine Gedenkveranstaltung vor, an der Vertreter der jüdischen Gemeinde, der Bundeswehr, der Polizei und Überlebende des Holocaust teilnahmen.

Das Bedürfnis der Schüler*innen einen Beitrag zu leisten und ihr Engagement dafür, dass die ermordeten Bewohner Moabits nicht vergessen werden, berührte die Tagungsteilnehmer*innen bei der Vorstellung des Projekts auf besondere Weise.

Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement

LdE veränderte nicht nur die zum Teil antijüdische Einstellung einiger Schüler*innen, sie erlebten, dass sie durch Wissen und eigenes Handeln in ihrem schulischen Umfeld Dinge bewirken und Einstellungen verändern können. Sie formulierten immer wieder, dass sie sich durch diese Form des Arbeitens erheblich mehr angesprochen fühlten. Gerade für meine Schüler*innen, die vorwiegend muslimischen Glaubens sind, hatte das Projekt eine besondere Bedeutung.

LdE-Lehrerin Theodor-Heuss-Schule Berlin
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