Über uns

Herausforderungen und Wirkung

Gerechte Bildungschancen und gesellschaftliche Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen, möglichst frühe Erfahrungen mit Engagement und Demokratie und eine zeitgemäße Lernkultur an Schule das wollen wir angesichts aktueller Herausforderungen unserer Gesellschaft mit unserem Stiftungshandeln bewirken, denn ...

Bildungschancen und Zugänge zu bürgerschaftlichem Engagement sind sozial ungleich verteilt

Alle Kinder haben das Recht auf eine Bildung, die ihnen gesellschaftliche Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht, so besagt es die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Und dennoch gibt es in Deutschland weiterhin einen Zusammenhang zwischen Bildungschancen und sozialer Herkunft: Kompetenzunterschiede in der neunten Klasse lassen sich durch den Bildungsabschluss der Eltern oder ihren gesellschaftlichen Status erklären (SVR, 2017).

Kinder mit Migrationserfahrungen und Kinder mit besonderem Förderbedarf werden systematisch benachteiligt (Autorengruppe Bildungsbericht, 2014; Bertelsmann, 2017; Bos et. al, 2012). Im internationalen Vergleich liegt die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland unter dem Schnitt der 72 teilnehmenden OECD-Länder (OECD, 2016).

Sozial ungleich verteilt ist auch der Zugang zu bürgerschaftlichem Engagement und der damit verbundenen Möglichkeit, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten: Es sind vor allem Kinder aus bildungsnahen Familien und Gymnasiast*innen, die sich freiwillig engagieren (Autorengruppe Bildungsbericht, 2014; BMFSFJ, 2017). Junge Menschen, die dies in ihrem sozialen Umfeld nicht vorgelebt bekommen, sind seltener bürgerschaftlich engagiert und kennen ihre Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe oftmals nicht. Das gilt auch für Jugendliche mit Migrationserfahrung, obwohl sie in hohem Maße zu Engagement bereit wären (Picot, 2012).

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Wie tragen wir zu Veränderung bei?

Lernen durch Engagement ist eine Lernform für den Unterricht an Schulen aller Schulformen, in allen Fächern und zu vielen unterschiedlichen Themen. So erreichen wir mit LdE Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, ihrem Alter oder ihren Vorerfahrungen – auch diejenigen, die sich an freiwilligen Angeboten aufgrund fehlender Zeit, Informationen und Zugängen nicht beteiligen. Sie alle sammeln bei LdE erste Erfahrungen mit bürgerschaftlichem Engagement und erleben, dass Lernen Sinn und Spaß macht. Gerade Schüler*innen, die es in anderen Lernformaten eher schwer haben, können dabei ihre Stärken zeigen, ihre individuellen Fähigkeiten entdecken und begegnen Schule und Bildung – teilweise zum ersten Mal – mit einem positiven Blick.

Die Demokratie erhält sich nicht von selbst

Wachsender (Rechts-)Populismus (Zick, 2016), große internationale Flüchtlingsbewegungen, nationalstaatliche Tendenzen in Europa, Ressourcenknappheit und Klimawandel, das Spannungsverhältnis zwischen Arm und Reich: Um die Demokratie und unser friedliches Miteinander in einer freien und offenen Gesellschaft angesichts dieser Herausforderungen und Unsicherheiten zu erhalten, braucht es das Engagement und die Beteiligung möglichst vieler Menschen.

Wir sind daher überzeugt, dass wir bereits Kinder und Jugendliche früh für die Demokratie gewinnen und sie zu kritischem Denken und demokratischen Handeln ermutigen und befähigen müssen. Eine rein kognitive Vermittlung der Staatsform, z. B. im klassischen Politikunterricht, ist dafür nicht ausreichend. Die Anforderungen an politische Urteilsfähigkeit und gemeinwohlorientiertes Handeln nehmen zu (Olk, 2014). Demokratisches Handeln muss gelernt, der Wert von Demokratie unmittelbar erfahren werden. Kinder müssen die Bereicherung durch gesellschaftliche Vielfalt unmittelbar erleben und direkt spüren, wie sie sich mit ihren Talenten einbringen und Verantwortung für sich und andere übernehmen können. Schule hat die Möglichkeit, solche Lerngelegenheiten für alle jungen Menschen zu schaffen. Demokratische Bildung in diesem Sinne sollte zentraler Baustein von Leben und Lernen an der Schule sein. Bislang gibt es jedoch ein Missverhältnis zwischen rhetorischem Stellenwert von schulischer Demokratiebildung und deren Umsetzung in der Praxis (DeGeDe, 2017).

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Wie tragen wir zu Veränderung bei?

Bei Lernen durch Engagement setzen Kinder und Jugendliche sich unmittelbar für eine starke und vielfältige demokratische Gesellschaft ein. Ihre sozialen, ökologischen, politischen oder kulturellen Projekte, in Zusammenarbeit mit Partner*innen aus Stadtteil oder Gemeinde, tragen zum Zusammenhalt vor Ort bei, stiften Begegnungen und Verbindungen zwischen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und helfen, Brücken in der Gesellschaft zu bauen. Die Kinder erleben demokratische Handlungsfähigkeit und den Wert von Mitgestaltung und Engagement direkt und unmittelbar. Damit ihr gesellschaftliches Engagement tatsächlich zur positiven Erfahrung wird und die Bereitschaft stärkt, sich auch künftig einzubringen, wird es bei LdE im Unterricht gut vorbereitet, reflektiert und mit dem Erwerb der dafür notwendigen Kompetenzen verbunden.

Lernen im 21. Jahrhundert stellt hohe Anforderungen an Schule

Digitalisierung, demokratische Bildung, Inklusion, Umgang mit Diversität, kompetenzorientiertes Lernen, die Förderung von Teamwork, Kreativität, kritischem Denken und reflektiertem Entscheiden statt reiner Wissensvermittlung: Sowohl die gesellschaftlichen Entwicklungen und Werte als auch die aktuellen Erkenntnisse der Bildungswissenschaft fordern eine veränderte, zeitgemäße Lernkultur an Schule.

Schüler*innen in Deutschland fehle es an Problemlösekompetenz und der Fähigkeit, Wissen flexibel auf neue Situationen zu übertragen (OECD, 2012). Das Lernen in der Schule sei insgesamt nicht gut genug darauf ausgerichtet, welche Kompetenzen Kinder und Jugendliche für ihr Leben im komplexen, globalen, digitalen und informationsdichten 21. Jahrhundert brauchen (Schleicher, 2017).

Für eine nachhaltige Schulentwicklung, die diesen anspruchsvollen und vielfältigen Anforderungen gerecht wird, braucht es Unterstützung und Begleitung der Schulen sowie ganzheitliche Lösungsansätze – wissenschaftlich fundierte und in der Praxis erprobte innovative Formen des Lernens, die vor allem auch die langfristige und gesamte Entwicklung von Schul- und Lernkultur im Blick haben.

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Wie tragen wir zu Veränderung bei?

Lernen durch Engagement ist weit mehr als ein einmaliges, für sich alleine stehendes Projekt: Lernen durch Engagement zielt immer auch auf ganzheitliche Schulentwicklung im Sinne zeitgemäßer, demokratischer Bildung. Bei LdE reflektieren Lehrer*innen ihre Haltung, erweitern ihre Handlungskompetenzen als Lehrende, verändern Unterricht und Lernen – möglichst nachhaltig und umfassend. Bei unserer Arbeit als Stiftung setzen wir neben der Qualifizierung und Begleitung der Lehrer*innen immer auch auf eine gute Kooperation mit Schulleitungen und unterstützen unsere Netzwerkschulen dabei, die Impulse, die von LdE ausgehen, für die gesamte Entwicklung der Schule zu nutzen, z. B. in Bezug auf Lernkultur, Öffnung nach außen, Kooperationskultur innerhalb der Schule, schulinterne Curricula ...

Zu Demokrat*innen werden wir nicht geboren, zu Demokrat*innen werden wir durch Erziehung und Bildung, durch nachhaltige Prozesse in Kindheit und Jugend, die unsere Kompetenzen prägen und unseren Erfahrungen ihre Bedeutung verleihen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Edelstein † ehem. Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung
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