Bundesweite Service-Learning-Tagung 2018

Dialog, Reflexion und Input

Überall hören, lesen und erleben wir: Die Gesellschaft ist im Wandel! Die Digitalisierung verändert unsere Alltags- und Arbeitswelt, die politischen Kulturen, die Anforderungen an Schule und unser Zusammenleben. Digitalisierung ist das Thema der Zeit und digitale Bildung ist das Thema in der Bildungsdiskussion.

Was in der Debatte rund um digitale Tools, Tablets und technische Medienkompetenz bislang wenig im Fokus steht, ist die Rolle von Demokratiebildung als Baustein guter Bildung für die digitale Gesellschaft. Hate Speech, Fake News, Diskriminierung im Netz, Cyber Mobbing: Freiheit, Demokratie und ein friedliches Miteinander müssen längst nicht mehr nur offline verteidigt werden.

Wie eng Medien- und Demokratiebildung zueinander gehören und welchen Beitrag Lernen durch Engagement leisten kann, um Demokratiekompetenz von Kindern und Jugendlichen  zu stärken – das haben wir im Verlauf der Tagung in unterschiedlichen Formaten miteinander diskutiert, auf Basis der eigenen pädagogischen Praxis reflektiert und aus wissenschaftlicher Perspektive betrachtet.

Kennenlernen und Austausch mit Lochkarten

Zum Start der Tagung haben wir uns mit Lochkarten der digitalen Welt genähert und in kleinen Gruppen unsere Haltung und Einstellungen zur digitalen Gesellschaft ausgetauscht:

  • Wie beeinflusst die Digitalisierung mein persönliches Leben?
  • Was kann ich dazu beitragen, dass Schüler*innen gut auf die digitale Zukunft vorbereitet sind?
  • Welche Kompetenzen brauche ich für ein Leben in der digitalen Gesellschaft?
  • Welche Unterstützung braucht Schule, um Bildung in der digitalen Gesellschaft gut zu gestalten?
  • Wie stelle ich mir das Zusammenleben in einer digitalen Gesellschaft vor?
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement

Das belauschte Skype-Gespräch

Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf meine berufliche Praxis?

Darüber unterhielten sich in einem „Skype-Gespräch” – mit großem Unterhaltungswert – jeweils zwei Menschen derselben Profession: Lehrer*innen, Schulleiter*innen, LdE-Schulbegleiter*innen, Fortbildner*innen.

Das Plenum durfte gespannt lauschen.

Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement

Demokratie(kompetenz) bei Lernen durch Engagement: Ein Impuls aus der Wissenschaft

Bildungswissenschaftlerin und Service-Learning-Expertin Dr.'in Anne Seifert von der Goethe-Universität Frankfurt gab wichtige Impulse zum Zusammenhang von Demokratie und Lernen durch Engagement – aus der Perspektive von Theorie und Forschung.

Ausgehend von den Ideen John Deweys zur Demokratie als Lebensform warf sie wichtige Reflexionsfragen für die Teilnehmenden auf und betonte: Ob die Erfahrungen, die die Schüler*innen bei Service-Learning sammeln, zur Entwicklung von Demokratiekompetenz beitragen, hängt entscheidend von der Qualität der Erfahrungen ab:

  • Sind die Aufgaben, die die Schüler*innen übernehmen, für sie subjektiv bedeutsam?
  • Und wie leite ich die Schüler*innen an, über ihre Erfahrungen nachzudenken? Was ist mir dabei wichtig? Welche Rolle spielen meine Überlegungen zu Demokratiekompetenz?

Denn: Erst der mit einer Erfahrung verbundene Denkprozess führt zu Bildungs- und Lernprozessen, das gilt auch in Bezug auf die Bildung von Demokratiekompetenz.

Insbesondere wenn Schüler*innen bei Service-Learning Erfahrungen machen, die eine Irritation auslösen, z. B. wenn eine Voranahme oder ein Vorurteil der Kinder und Jugendlichen durch eine Erfahrung im Engagement in Frage gestellt wird, ergeben sich Gelegenheiten für Lernprozesse. Voraussetzung dafür ist jedoch das bewusste Nachdenken über die Situation. Dieses Nachdenken anzuregen und zu begleiten, ist eine zentrale pädagogische Herausforderung bei LdE. Durch die Reflexion wird der so genannte Tunnel-Effekt vermieden und reflektiertes Handeln und Lernen möglich.

Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement

Troll vs. Schwarm: Die Twitter-Reflexion

Bei der Großgruppenreflexion mit Twitter hat uns ein fiktiver Internetroll mit reißerischen Thesen provoziert:

  • Wir müssen erst die Probleme der Gegenwart lösen, bevor wir die Bildung der Zukunft gestalten!
  • LdE ist ja schön und gut, aber jetzt müssen wir digitale Bildung machen. Das ist wichtiger!
  • Wenn wir bei der Digitalen Bildung vermehrt auf Demokratiekompetenz setzen, werden wir bei PISA nie erfolgreich abschneiden!
  • Schule der Zukunft: weg von geschwätziger Kompetenzorientierung und zurück zur Vermittlung von Fachwissen!
  • Demokratische Bildung braucht keine Medienkompetenz!

In kleinen Teams haben wir darüber diskutiert, reflektiert und Gegenargumente formuliert, die wir unter einem gemeinsamen Hashtag auf die Twitter-Wall gepostet haben.

Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement
Foto: Marius Klemm © Stiftung Lernen durch Engagement

Es kommt auf die Qualität der Erfahrungen an, die Schüler*innen bei Service-Learning sammeln: Sie sind subjektiv bedeutsam? Wird die Erfahrung mit einem Denkprozess verknüpft? Erst durch die Reflexion kann aus der Erfahrung ein Lernprozess werden, das gilt auch für die Bildung von Demokratiekompetenz.

Dr.'in Anne Seifert Goethe-Universität Frankfurt
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