Max-Beckmann-Oberschule Berlin

Oberstufengrundkurs LdE/Politik

"Handelnd lernen, lernend handeln": Das ist das Motto dieses LdE-Oberstufenkurses, der ein klares Ziel verfolgt: die politische Handlungsfähigkeit junger Menschen zu fördern – für ein selbstwirksames aktives Leben und Miteinander. Von den eigenen Werten hin zu vielfältigen LdE-Projekten innerhalb eines Kurses: So geht die Berliner Max-Beckmann-Oberschule vor.

Die Idee

Die politische Handlungsfähigkeit der Schüler*innen ist der Schwerpunkt dieses LdE-Kurses, "um ein Gefühl zu entwickeln, wie das eigentlich ist, wenn man gesellschaftliche Probleme lösen kann“, sagt LdE-Lehrer Karl Drews, der den Kurs entwickelt hat und leitet. Dabei geht es auch darum, die Jugendlichen ihre Wahrnehmung der Gesellschaft kritisch untersuchen zu lassen – und gleichzeitig konkrete Fähigkeiten zu stärken wie: Ziele zu formulieren, Entscheidungen zu treffen, das eigene Projekt als Gruppe zu organisieren und auf Herausforderungen reagieren zu können.

Ausgangspunkt des Kurses ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und die vertiefte Recherche gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen. Ausgehend von der Frage, welche – in den Augen der Schüler*innen – die größten Probleme der Gesellschaft sind, wählen die Jugendlichen ihr Thema und finden sich in Projektgruppen zusammen, um schließlich auf vielfältige Weise zusammen mit lokalen Engagementpartnern aktiv zu werden. Immer wieder im Fokus sind: Recherchen, gegenseitige Vermittlung neuer Erkenntnisse und Reflexion auf gesellschaftlicher Ebene, Projektebene und mehr.

„Partizipation ist der wichtigste Gedanke dieses Kurskonzepts. Und: die damit verbundene, erhoffte Zunahme an Selbstwirksamkeit.“

Karl Drews LdE-Lehrer

Hintergrund war ein konkreter Wunsch der Lehrer*innen an der Max-Beckmann-Oberschule, die ihre etwa 1.000 Schüler*innen insgesamt als weltoffen, freundlich und sozial empfanden, jedoch kaum als engagiert. Das übergeordnete Ziel: die Schüler*innen dafür zu gewinnen, sich aktiver im Lebensraum Schule und darüber hinaus einzubringen. „Wir hatten das Gefühl, in unserer Schülerschaft ist ein Schatz verborgen. Wir suchten nach Ideen, um diesen zu heben: Lernen durch Engagement war eine davon – und es klappte", sagt Karl Drews.

Aufzeichnung: detaillierter Einblick durch Lehrer Karl Drews
Aufzeichnung der Service-Learning-Tagung 2021 (28:16 Min)
Der pädagogische Aufbau

Lehrer Karl Drews betont, mit LdE das pädagogische Prinzip "lernend handeln und handelnd lernen" in die Praxis umsetzen zu können. Mehrere Jahre der Umsetzung des Kurses zeigten, dass sich der Ablauf über ein Schuljahr gut in diese sieben Phasen gliedern lässt:

  1. Eigene Werte und gesellschaftliche Handlungsbedarfe erkunden

  2. „Realitätscheck“ und Bedarfsrecherche zum ausgewählten Thema

  3. Peer-to-Peer-Unterrichtsstunde zum recherchierten Bedarf

  4. Entwicklung der einzelnen Projekte (Ideenschärfung, Suche nach Partnern, etc.)

  5. Zwischenreflexion: "Was haben wir bisher erreicht?", "Was ist unser Stand?" etc.

  6. Eigenständige Umsetzung der Projekte mit lokalen Engagementpartnern

  7. Abschluss mit Reflexion der Projektumsetzung und Anerkennung

Im Verlauf des Kurses beobachtet Karl Drews wiederkehrend, dass die Schüler*innen durch LdE zunehmend selbstbewusst und eigenständig vorgehen, bewusst mit Verantwortung umgehen und ihre Teamfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Organisation als Gruppe stärken.

Die Projekte des Schuljahres 2020/21

Mitten in der Corona-Pandemie setzten die Schüler*innen von Karl Drews folgende vier LdE-Projekte um, deren Themen sie frei wählten und die sie eigenständig und gemeinschaftlich entwickelten – 2021 ist die Max-Beckmann-Oberschule Berlin dafür mit unserem Schulpreis Lernen durch Engagement ausgezeichnet worden:

„Antidiskriminierung_2021“

Schüler*innen setzen sich mit der Diskriminierung von Menschen und dem Themenkomplex Diversity auseinander UND organisieren mit der Dokumentationsstelle rechter und diskriminierender Vorfälle „Register Reinickendorf“ sowie mit lokalen Geschäften in der Umgebung eine Social-Media-Kampagne, um Diskriminierung sowie deren Bekämpfung durch Kunstaktionen sichtbar zu machen.

„Hilfe für Bedürftige in der Corona-Pandemie“

Schüler*innen setzen sich mit Zusammenhängen in der Armutsproblematik auseinander UND organisieren zusammen mit der Evangeliums-Kirchengemeinde in Berlin-Reinickendorf eine Aktion, um zwischen Weihnachten und Neujahr Lebensmittel an bedürftige Menschen zu verteilen, die in der Corona-Zeit andere Unterstützungsangebote nicht in Anspruch nehmen können.

„Spendenaktion“

Schüler*innen setzen sich mit Zusammenhängen in der Armutsproblematik auseinander UND organisieren zusammen mit der lokalen Einrichtung ,,Die Arche“ in Berlin-Reinickendorf eine Spendenaktion in der Max-Beckmann-Oberschule, die der Organisation  zugutekommt, in der Kinder ein kostenloses Mittagessen, schulische Förderung sowie stärkende Freizeitangebote erhalten.

„Engagement für Engagement“

Schüler*innen setzen sich mit dem Problem rückläufigen ehrenamtlichen Engagements unter Jugendlichen auseinander UND produzieren mithilfe der DLRG-Reinickendorf sowie weiteren Ehrenamtlichen aus dem Bezirk einen Podcast, um für ehrenamtliche Tätigkeiten in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zu werben.

Dieser Kurs griff Probleme vor Ort auf, recherchierte sorgfältig, beherzigte zentrale Werte des curricularen Lehrplans und setzte sie ideenreich und breit gefächert in die Praxis um. Er reagierte geschickt auf die Corona-Krise und nutzte effektiv die neuen Medien. Die Schüler*innen gingen mit großer Eigenständigkeit ans Werk.

Ulrich Koch Jury-Mitglied Schulpreis Lernen durch Engagement 2021
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