Sonderpädagogisches Förderzentrum München Mitte 2

Umwelt-Ninjas

Wie lässt sich der Knowledge-Action-Gap überwinden, um Bildung für nachhaltige Entwicklung wirkungsvoll umzusetzen? Das zeigt dieses Praxisbeispiel: Über ihre LdE-Didaktik ermöglichen Verena Böhl und Alexandra Steinmüller Schüler*innen der 3. Jahrgangsstufe, sich vielfältig mit dem Thema Müll auseinanderzusetzen, um selbst für den Naturschutz aktiv zu werden und die eigene Handlungsfähigkeit zu erleben.

Kinder der 3. Jahrgangstufe werden zu Ninjas für Umweltschutz

In diesem LdE-Projekt beschäftigen sich Schüler*innen fächerübergreifend mit BNE-Themen wie Umweltschutz und der Entstehung, Vermeidung und Wiederverwertung von Müll, indem sie sich selbst gegen die Umweltverschmutzung in ihrem Umfeld engagieren. Weil den Kindern auffällt, wie schnell Müll in Gewässern landet, wollen sie dagegen etwas tun, um Natur und Tiere besser zu schützen. Deutsch und Mathematik, Sachkunde und Ethik, Kunst und Musik: In allen Fächern greifen die LdE-Lehrerinnen Verena Böhl und Alexander Steinmüller die Thematik auf, um Zusammenhänge erfahrbar zu machen.

Während sich Sachkunde um Fragen wie "Wie entsteht Müll?", "Wie kann er wiederverwertet werden?" oder "Welche Verpackungsmaterialien gibt es?" dreht, berechnen die Kinder in Mathematik, wie viele Liter Wasser durch eine Zigarette verschmutzt werden, und gestalten in Kunst Upcycling-Produkte. Im Austausch mit dem Abfallwirtschaftsamt München oder IsarFischer e. V. eignen sich die Schüler*innen weiteres Wissen an. Auf dieser fachlichen Basis werden die selbsternannten "Isar-Umwelt-Ninjas" schließlich auf vielfältige Weise aktiv:

Wettbewerbsplakat der "Umwelt-Ninjas"
  • Die Kinder starten den #MüllFreiTag: in wöchentlichen Aufräumaktionen befreit die Schule gemeinschaftlich ihre Umgebung von Müll

  • Sie entwickeln ein partizipatives Konzept zu verbesserten Mülltrennung innerhalb ihrer Schule

  • Mit einem "Umweltschutz-Padlet", Plakaten und fotografischen Dokumentationen sowie einem Lied betreiben die Schüler*innen Aufklärungsarbeit

  • Sie entwickeln die Idee, Hefte aus Fehlkopien herzustellen, und setzen die Idee innerhalb des Unterrichts um

  • Sie organisieren einen Wettbewerb mit dem Titel "Nimm den Müll in die Zange", der sich an lokale Gruppen und Organisationen richtet, um das Bewusstsein für den Schutz der Natur und Umweltverschmutzung zu fördern

Über Lernen durch Engagement sind BNE-Inhalte übergreifend in den Unterricht des SFZ München Mitte 2 eingebunden, in einer übergeordneten wöchentlichen Unterrichtsstunde werden die Projekte weiterentwickelt. "So verknüpfen die Kinder ihre Erlebnisse deutlich leichter mit den Themen des Lehrplans", sagt Alexandra Steinmüller. "Gerade die Bildung zur nachhaltigen Entwicklung sollte Emotionen und die innere Motivation ansprechen, was unseres Erachtens vor allem durch aktive und partizipative Projektarbeit gelingt."

Über die Selbstwirksamkeit von Kindern mit besonderen Bedürfnissen

„Förderschulen sind stigmatisiert", sagt LdE-Lehrerin Verena Böhl. "Die Schüler*innen haben große Schwierigkeiten damit, als 'die Letzten im System' gesehen zu werden. Am besten sollen ihre Mitmenschen gar nicht mitbekommen, dass sie auf eine Förderschule gehen.“ Es ist der Wunsch, den Kindern dieses Gefühl zu nehmen und sie Selbstwirksamkeit erfahren zu lassen, der Verena Böhl zu Lernen durch Engagement bringt: Auf einer Veranstaltung von LdE-Schulbegleiterin Regine Leonhardt lernt die Lehrerin die Lehr- und Lernform kennen. Gemeinsam entwickeln sie Ideen, um LdE schrittweise an der Schule aufzubauen.

Die Schüler*innen wurden im Engagement von Erwachsenen angesprochen und als Vorbilder bezeichnet. Und als die Kinder gesehen haben, dass sie bei ihrem Engagement gesehen werden, da haben sie sich noch stärker als Umwelt-Ninjas identifiziert.

Alexandra Steinmüller LdE-Lehrerrin

"In den LdE-Projekten sind soziale, kommunikative, motorische und emotionale Fähigkeiten gefordert: Schüler*innen, die sonst eher unscheinbar und passiv wirken, beteiligen sich engagiert und ausdauernd", berichtet LdE-Lehrerin Verena Böhl. Eine Grundlage dafür ist die fortlaufende Reflexion der fachlichen Inhalte und der Erlebnisse sowie des LdE-Projekts insgesamt: Wo ist besonders viel Müll, warum gerade dort und was können wir dagegen tun? Hat unser Engagement in meinen Augen etwas verändert? Was habe ich dabei über mich gelernt? Wollen wir dieses Projekt weiterführen oder ein anderes Projekt starten?

Die Anerkennung der Schüler*innen kommt sowohl innerhalb der Lerngruppe etwa über Urkunden zum Ausdruck als auch außerhalb der Schule, indem die Umwelt-Ninjas ihr Projekt auf ihrem Stadtteilfest vorstellen werden. "Durch gemeinsames Handeln erleben die Schüler*innen die stärkende Wirkung einer kooperierenden Gruppe", sagt Alexandra Steinmüller. Positive Rückmeldungen würden die Schüler*innen motivieren, sich weiterhin zu engagieren, fügt Verena Böhl hinzu – "und lassen sie merken, dass nicht alleinig kognitive Leistungen zählen".

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