Grundschulbildung mit LdE

Pädagogische Potenziale und didaktische Möglichkeiten

Welche Potenziale bietet Lernen durch Engagement für die Förderung von Grundschulkindern – und wie genau wirken diese Potenziale? Das erfahren Sie hier.

Handlungsorientierung, kooperatives und dialogisches Lernen, Kommunikation und Reflexion, eine konstruktive Fehlerkultur, Partizipation und mehr: Als Schlüsselmoment für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn junger Menschen werden hohe Anforderungen an Grundschulbildung gestellt. Lernkulturen ermöglichen sowohl gemeinschaftliche Bildungserlebnisse als auch individuelle Lernprozesse: eine komplexe Herausforderung.

Lernen durch Engagement bietet einen konkreten didaktischen Rahmen, um Schüler*innen ins Zentrum des Unterricht zu stellen, fächerübergreifendes Lernen in Zusammenhängen auszugestalten und heterogene Lerngruppen vielfältig zu fördern. Das sind die Potenziale der kompetenzorientierten und projektbasierten Lernform im Einzelnen:

1. Basiskompetenzen

LdE ermöglicht vielschichtige Lernsettings, in denen Schüler*innen gemeinschaftlich und lebensweltbezogen aktiv werden. Über das fachliche Lernen hinaus stärkt LdE-Unterricht auf diese Weise auch methodische, sozial-emotionale und personale Kompetenzen. Indem LdE bei den individuellen Stärken und Interessen von Schüler*innen ansetzt, Partizipation sowie eine schulische Anerkennungskultur fördert und schließlich Selbstwirksamkeit erfahrbar macht, steigen Freude am Lernen und Motivation. Grundlegend sind diese Kompetenzen und Lernerfahrungen deshalb, weil sie die Basis für Lern- und Entwicklungsprozesse aller Art bilden. So fördert LdE Kinder auch in Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen:

Deutschkompetenzen

  • Partizipation und Schüler*innenzentriertheit als Grundbestandteile von LdE sorgen für kognitive Aktivierung der Lerngruppe und regen zu mündlicher Beteiligung an.
  • LdE wirft offene denk- und diskussionsanregenden Fragen auf, die Relevanz für die Kinder sowie für die Gesellschaft haben – dadurch entstehende Diskussionen in der Lerngruppe wirken sich positiv auf das Zuhören und Textverstehen aus (vgl. SWK 2022, S. 57).
  • LdE fördert Kommunikationsfähigkeit im authentischen, sinnhaften Lernkontext: In allen Phasen des Projekts entstehen Aufgaben, bei denen die Kinder das Schreiben, Lesen und Sprechen üben können – und durch die Sinnhaftigkeit ihrer Aufgabe extra Motivation zeigen.

Mathematikkompetenzen

  • Partizipation und Schüler*innenzentriertheit als Grundbestandteile von LdE sorgen für kognitive Aktivierung der Lerngruppe und regen zur selbstständigen Problemlösung an.
  • LdE fördert die Anwendung von Lehrinhalten in authentischen, sinnhaften Lernkontext: In allen Projekten können Aufgaben entstehen, bei denen die Kinder mathematische Inhalte darstellen, mathematische Sachverhalte modellieren und mit mathematischen Objekten und Werkzeugen üben können – und durch die Sinnhaftigkeit ihrer Aufgabe eine intrinsische Motivation entwickeln (vgl. KMK 2022, S. 7).

2. Selbstwirksamkeit

Nicht allein die grundlegenden kognitiven Fähigkeiten sind für die Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung von Kindern entscheidend: Ebenso ist es die Erfahrung schulischer Selbstwirksamkeit. Als Überzeugung, Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen zu können, schafft Selbstwirksamkeit eine zentrale Ressource für unterschiedliche Entwicklungsbereiche – etwa für erfolgreiches Bewältigen von Problemen und Belastungen, für motiviertes Lernen und für Strategien der Selbstregulation.

So stärkt LdE die Selbstwirksamkeit von Kindern:

  • Partizipation und Schüler*innenzentriertheit: In allen LdE-Phasen sind die Kinder zur Mitbestimmung und Mitgestaltung angeregt, was die Grundlage darstellt, damit sie sich als Urheber*innen von Handeln und positiven Ergebnissen verstehen.
  • In regelmäßigen Reflexionsphasen vor, während und nach dem Engagement denken die Schüler*innen über das eigene Handeln nach, sie erkennen so ihre Lernfortschritte und lernen sich selbst besser kennen.
  • In einem authentischen sinnhaften Lernkontext, der sich an realen Herausforderungen orientiert, lernen die Schüler*innen, dass ihr Lernen und Handeln persönlich relevant, gesellschaftlich bedeutsam und wirkungsvoll ist.

3. Resilienz

Resilienz steht für eine positive und gesunde Entwicklung von Kindern trotz schwerer Belastung. Resiliente Kinder und Jugendliche gehen konstruktiv mit belastenden Lebensumständen wie Armut oder Gewalterfahrungen um. Insbesondere während der Corona-Pandemie beobachtet die Forschung jedoch einen deutlichen Anstieg von Verhaltensauffälligkeiten unter Schüler*innen. Weitere sich überlagernde Krisen wie Kriege, Folgen des Klimawandels, Herausforderungen des digitalen Wandels oder die Spaltung der Gesellschaft lassen Gefühle von Frust und Ohnmacht potenziell immer größer werden.

Lernen durch Engagement ermöglicht Unterrichtssettings, ...

... in denen Lehrer*innen die Sorgen von Schüler*innen als Lerngegenstand aufgreifen und jungen Menschen gleichzeitig die stärkende Chance bieten, aktiv zu werden. Was beschäftigt meine Schüler*innen aktuell, was treibt sie um, was bereitet ihnen Sorge? Warum ein Ansetzen bei den Empfindungen und Gedanken der Schüler*innen besondere Wirkung hat: Persönlich als belastend empfundene Themenfelder pädagogisch begleitet zu bearbeiten, zeigt konkrete relevante Handlungsoptionen auf und stärkt das Kohärenzgefühl der Schüler*innen. Über das projektorientierte Lernen – mit persönlich relevanter Zielstellung, einem klaren Abschluss und einer Wirkung nach außen –  kann LdE grundsätzlich und themenunabhängig die Resilienz von Schüler*innen stärken.

4. Mitbestimmung

In einer Studie zur Demokratiebildung in der Grundschule zeigte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung 2023, dass Kinder insbesondere im Unterricht sowie bei Lernzielkontrollen angeben, häufig keine Mitbestimmung zu erfahren. Mitbestimmung von jungen Jahren an erleben zu können ist nicht nur aufs Engste mit dem Ziel schulischer Bildung verknüpft, Schüler*innen auf gesellschaftliche Teilhabe vorzubereiten: Auch seitens der Kinder selbst ist der Wunsch nach mehr Mitbestimmung sehr groß. Die Forschung empfiehlt, Kinder im Grundschulalter noch stärker als bisher in ihrer Mitbestimmung und Teilhabe zu motivieren und sie dabei pädagogisch zu unterstützen.

Bei Lernen durch Engagement ...

... ist die Mitbestimmung der Schüler*innen zentraler Bestandteil des Unterrichts. Mitbestimmung ist dabei gleichermaßen Kompetenzziel und fachlicher Inhalt, indem sich die Schüler*innen sowohl an der Gestaltung ihres Lernens im Unterricht als auch an der Gestaltung der Gesellschaft beteiligen, indem sie sich für andere engagieren. Bei der Planung und Gestaltung ihrer LdE-Projekte stellen die Kinder ihre eigenen Fragen, entwickeln eigene Engagement-Ideen, treffen relevante Entscheidungen und lernen Verantwortung für sich und die Gruppe zu übernehmen. Somit werden sie zu Gestalter*innen ihres eigenen Lernprozesses und der Gesellschaft.

5. Heterogenität

In keiner anderen Schulform sind die Schüler*innen so heterogen wie in der Grundschule. Als erste gemeinsame Schule versammelt sie Kinder mit sehr verschiedenen familiären, kulturellen, religiösen und sozioökonomischen Hintergründen und Erfahrungen. Die Bedeutsamkeit von binnendifferenziertem Unterrichten und damit der individuellen Förderung der Schüler*innen ist daher besonders groß: Schließlich geht es um dem Anspruch, die unterschiedlichen Begabungen, Stärken und Interessen der Kinder für ein Von- und Miteinanderlernen produktiv zu nutzen und dadurch den Unterricht zu bereichern.

LdE vereinfacht es Kindern, ...

... unterschiedliche Rollen im vielschichtigen Unterrichtsgeschehen einzunehmen und umso vielfältigere Stärken und Interessen an sich zu entdecken sowie Lehrer*innen gegenüber zum Ausdruck zu bringen. LdE fördert Kinder zudem in ihren Fähigkeiten zu kooperieren, Vielfalt mit Offenheit und Toleranz zu begegnen und insgesamt Demokratiekompetenz zu entwickeln.

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