Digital-demokratische Bildung mit LdE

Praxiseinblicke, Unterstützung und erste Schritte

Wie sieht digital-demokratische Bildung mit LdE in der Praxis aus? Welche didaktischen Schritte führen zu einem ersten LdE-Projekt von Schüler*innen? Und welche Unterstützung erhalten Schulen? Hier finden Lehrer*innen alle Informationen, um loslegen zu können

Mit LdE vertiefen Kinder und Jugendliche curriculare Inhalte entlang ihrer Lebenswelt sowie aktueller gesellschaftlicher Themen. Im geschützten Raum des Unterrichts reflektieren Schüler*innen Erfahrungen, die sie im digitalen Raum machen – und engagieren sich gemeinsam für unser demokratisches Miteinander. In der pädagogisch begleiteten Auseinandersetzung mit digitalen Chancen und Gefahren stärken sie ihre demokratische Reflexions-, Urteils- und Handlungsfähigkeit. So entwickeln Schüler*innen einen demokratischen Kompass für verantwortungsvolles Handeln in einer digitalen Gesellschaft.

Vier Unterrichtsphasen von Lernen durch Engagement

Lernen durch Engagement besteht aus vier Unterrichtsphasen: der Initiierung von LdE, der Vorbereitung des Engagements mit Recherche und Ideenfindung, der Durchführung der Projekte und dem Abschluss. Wie Sie in den einzelnen Phasen einen pädagogischen Schwerpunkt auf digital-demokratische Bildung legen können, lesen Sie hier:

Initiierung

Schüler*innen befassen sich tiefgreifend und umfassend mit einer digital-demokratischen Herausforderung. Sie analysieren deren Einfluss auf das eigene Leben sowie auf die Gesellschaft und deren Zusammenhalt. Thematisiert werden kann dabei alles, was Schüler*innen im digitalen Kontext bewegt und zum Handeln motiviert. Die umfassende, (über-)fachliche und multiperspektivische Auseinandersetzung mit der Problemstellung bildet den Ausgangspunkt für die darauf aufbauenden Projekte der Schüler*innen. Lehrer*innen setzen hierbei fachliche Impulse, stellen Materialien zur Verfügung und schaffen die Strukturen und Hilfestellungen, die den Kindern und Jugendlichen Handlungsspielräume ermöglichen.

Planung

Ziel von LdE ist, dass Schüler*innen ihre eigenen Stärken und Interessen aufgreifen, um in einem außerschulischen Engagement-Projekt einem realen gesellschaftlichen Bedarf zu begegnen. Digital-demokratische Bildung richtet den Blick dabei auf Phänomene und Herausforderungen, die aus digitalen Risiken oder Chancen hervorgehen. Planerische Leitfragen sind: Auf welchen konkreten Aspekt der digital-demokratischen Herausforderung wollen wir eine Antwort finden? Wie könnte eine Lösung praktisch aussehen? Wer genau profitiert davon? Das Projekt der Schüler*innen kann sowohl digital umgesetzt werden (etwa als Erklärvideos, Kampagnen, digitale Beratungen, Podcasts, Webseiten in einfacher Sprache) als auch offline (über Workshops für bestimmte Zielgruppen, Interessenvertretung, Broschüren, Beratungen, Ausstellungen etc.).

Durchführung der Projekte

Eine zentrale pädagogische Aufgabe während der Umsetzung des Engagements ist die stete Reflexion der sich engagierenden Schüler*innen: über sich selbst und das eigene Handeln, den Projektverlauf, den Zusammenhang zwischen Lernen und dem Engagement sowie über die Gesellschaft. Um Schüler*innen dabei bewusst in ihren digital-demokratische Kompetenzen zu fördern, ist eine entsprechende Kompetenzzielsetzung entscheidend: Welche Teil-Kompetenzen sollen im Verlauf des LdE-Unterrichts gestärkt werden? Welche Relevanz besitzen diese für die Schüler*innen? 

Die Auseinandersetzung mit demokratischen Herausforderungen des Digitalen kann auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden: Es kann Ziel des Engagements sein, gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen – etwa über eine Fish-Bowl-Diskussion zum Einfluss von Algorithmen, einer Aufklärungskampagne zu Fake News, oder Erklärvideos für Eltern zu Gaming. Genauso möglich ist, dass Schüler*innen im Projektverlauf kritische Fragestellungen erörtern und im Engagement wiederum breiter aktiv werden: Beispielsweise können Schüler*innen ethische Fragen digitaler Beteiligung im Unterricht diskutieren und anschließend einen Kurs zur Handynutzung für Senior*innen anbieten.

Abschluss

Für den Abschluss eines LdE-Projekts stehen drei Aspekte im Zentrum: die gemeinsame Auswertung, individuelle Rückmeldungen zur Lernentwicklung der Schüler*innen und schließlich die Würdigung der Schüler*innen sowie weiterer am Engagement beteiligten Akteur*innen – über schulinterne Formate, gegenüber Eltern oder auch für die Umgebung der Schule. Für die individuellen Rückmeldungen an die Schüler*innen bieten sich Feedback zu Portfolios oder ein gemeinsames Besprechen der Kompetenzentwicklung mithilfe von Kompetenzrastern besonders an.

LdE-Beispiel aus der Praxis: "Schein und Sein"

Initiierung Zehntklässler*innen setzen sich in Ethik mit Schein und Sein in der antiken Philosophie auseinander. Ihre Lehrerin regt an, die philosophischen Konzepte auf aktuelle Relevanz zu überprüfen. Die Schüler*innen entscheiden, sich mit Selbstdarstellungen in den sozialen Medien auseinanderzusetzen und zu diesem Thema, das sie als gesellschaftlichen Bedarf identifizieren, ins Handeln zu kommen.

Planung Die Schüler*innen arbeiten Gefahren von Körper-Unzufriedenheit und Selbstzweifeln in Zusammenhang mit sozialen Medien heraus. Recherchen zu Engagement-Möglichkeiten ergeben, dass eine Klinik zum Tag der seelischen Gesundheit einlädt. In Absprache mit der Klinik entscheiden sie, eine Ausstellung mit begleitendem Vortrag zu gestalten. Dabei sind die Schüler*innen von Anfang an für den Prozess verantwortlich. Begleitet von ihrer Lehrerin planen, gestalten und reflektieren sie gemeinsam ihre Fortschritte, Hindernisse und Konflikte.

In Kunst setzen die Schüler*innen Ideen für die Fotoausstellung um. Sie reflektieren in Ethik ihr Nutzungsverhalten in sozialen Medien, die gesellschaftliche Relevanz des Themas und die soziale sowie moralische Verantwortung für digitales Verhalten. Im Prozess geben sie wertschätzendes Peer-Feedback und erhalten formative Leistungsrückmeldung der Lehrer*innen. Die Reflexion bezieht sich dabei auf Projektfortschritte und individuelles sowie gemeinschaftliches Handeln. Die Lehrer*innen gestalten den didaktischen Rahmen für den Prozess. (Durchführung)

Eine Präsentation mit Erkenntnissen der Schüler*innen rahmt die Ausstellungseröffnung. Bei der Veranstaltung erfahren die Schüler*innen Anerkennung und Wertschätzung durch Gäste, Schulleitung und Eltern. Schüler*innen beschreiben, dass diese Wertschätzung bei ihnen großen Stolz auf ihr Engagement hervorgerufen hat. Sie erlebten sich als selbstwirksam, was Motivation für weiteres Engagement stärkte. (Abschluss)

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