Digital-demokratische Bildung mit LdE

Warum digital-demokratische Bildung wichtiger wird

Soziales Verantwortungsbewusstsein und Dialogfähigkeit, Toleranz, eine informierte Offenheit und kritisches Denken, reflektierte Selbstwirksamkeit und mehr: Demokratische Handlungsfähigkeit umfasst vielfältige Kompetenzen und Einstellungen. Der digitale Raum fordert diese Fähigkeiten auf unterschiedliche Weise heraus:

Digitale Überwältigung

Digitale Kommunikation, Begegnungen und Handlungen sind mittlerweile allgegenwärtig: Das gilt bereits für Minderjährige. Ein gesundes Ausmaß oder einen geschützten Rahmen erfährt dieser Medienkonsum häufig nicht.

  • Schüler*innen wachsen in einer hybriden Gesellschaft auf: online und offline verschmelzen zu einer Realität. Schon im Alter von 12 bis 13 Jahren nutzen nahezu alle Kinder das Internet, vier von fünf besitzen ein eigenes Smartphone und das Surfen im Internet macht mehr als die Hälfte von ihnen alleine.
     
  • Dabei kann digitaler Medienkonsum per se psychische Belastung bedeuten: Eine permanente Erreichbarkeit über das Smartphone löst Stress bei der Hälfte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus – ein Viertel vermutet, süchtig sein zu können, weil das Smartphone erst weggelegt wird, wenn sich Jugendliche bereits unwohl fühlen. 

Verantwortung für virtuelle Reichweiten

Kinder und Jugendliche sind im Internet mit politisch, emotional und psychisch herausfordernden Inhalten konfrontiert – und gleichzeitig selbst reichweitenstarke Sender*innen: Das fordert Individuen und Zusammenhalt gleichermaßen heraus.

  • Mit WhatsApp, YouTube und TikTok als beliebteste Anwendungen sind Kinder schon frühzeitig mit vielfältigen Informationen und Quellen konfrontiert – und nur einen Klick von virtuellen Öffentlichkeiten mit großen Reichweiten entfernt, während jedes zweite Kind selbst Bilder und Videos mit dem Telefon erstellt.
     
  • Cybermobbing, das vor allem auf WhatsApp stattfindet, haben bereits 59 Prozent der Jugendlichen – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Bildung – selbst erfahren. Sexuelle Belästigung im Internet haben 2023 etwa ein Drittel der 12- bis 19-Jährigen erlebt, wobei Mädchen deutlich häufiger als Jungen betroffen sind.
     
  • Dass Jugendliche online regelmäßig auf Fake News stoßen oder auch selbst Hassrede streuen, ist empirisch erwiesen. In der Schule werden diese Themen bei einem Viertel der 12- bis 19-Jährigen dennoch nicht behandelt: Während junge Lebenswelten also digitaler sind denn je, bleibt eine pädagogische Einordnung häufig aus.

Neue Logiken politischer Teilhabe

Die Öffentlichkeit ist die Herzkammer der Demokratie: Hier bilden sich gesellschaftliche Meinungen und politische Entscheidungen. Sowohl Wege der Information als auch der Teilhabe haben digitale Räume in nur wenigen Jahrzehnten auf den Kopf gestellt.

  • Konnten zuvor allein Journalist*innen entscheiden, welche Themen öffentliche Aufmerksamkeit erhielten, zeigten Black Lives Matter, #metoo, Fridays For Future und zahlreiche andere Bewegungen: Durch Online-Kanäle können nun auch gesellschaftliche Gruppen selbst Missstände sichtbar machen und sich politisches Gehör verschaffen.
     
  • Die Kehrseite: Auch das Verbreiten von Fake News und Verschwörungserzählungen ist einfacher denn je. In vielen neuen Öffentlichkeiten sind journalistische Qualitätsstandards auf der Strecke geblieben, sodass es bei der Einordnung von Informationen umso mehr auf die Medienkompetenz der Nutzer*innen ankommt – während selbst medienerprobte Amtsinhaber*innen Schwierigkeiten haben, "Deepfakes" zu erkennen.
     
  • Für jede dritte Person unter 30 Jahren sind soziale Medien die wichtigste Quelle für Nachrichten. Was uns dort jedoch angezeigt wird, stellen Algorithmen individuell für uns zusammen, ist Folge von Microtargeting oder unter dem Einfluss von Social Bots: eine große Herausforderung für konstruktiven Dialog und gesellschaftliche Verständigung.
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