Berufsinformationsmesse
Das Projekt
Die Jugendlichen sind neue Schüler*innen einer berufsbildenden Schule, die ihre Berufsreife bereits erlangt haben. Sie möchten sich weiterqualifizieren oder herausfinden, welcher Ausbildungsberuf zu ihnen passt. Weil sie selbst im Übergang von Schule zu Beruf sind, was für viele junge Menschen eine herausfordernde Zeit vieler wichtiger Entscheidungen ist, organisieren die Schüler*innen eine wirkungsvolle Berufsinformationsmesse der anderen Art: Koordiniert von den LdE-Schüler*innen, stellen Auszubildende der BBS Bad Dürkheim alle Berufe vor, zu denen sie selbst an der Schule ausgebildet werden, während externe Ausstellende der Einladung der Schüler*innen folgen, um weitere Berufsbilder interaktiv vorzustellen. Diese Messe zu organisieren war eine große Aufgabe für die Klasse.
Dr.'in Simone Waldmann LdE-Lehrerin & Mitglied der Schulleitung BBS Bad DürkheimViele übliche Berufsinformationsmessen sind nicht auf ‚Augenhöhe‘: Aussteller informieren über Berufe. Bei der hausinternen Berufsinformationsmesse informierten junge Auszubildende, die alters- und gefühlsmäßig den Schüler*innen noch näher stehen und sich gut in deren Lage (Unsicherheit, Angst vor dem Bewerbungsgespräch etc.) einfühlen können.
Organisierende Schüler*innen und Auszubildende, die andere Schüler*innen informieren: "Das Besondere an der Messe war, dass alles auf Augenhöhe geschah", sagt Dr. Simone Waldmann, LdE-Lehrerin der Schule. „Die von uns angesprochenen Realschulen waren begeistert von der Idee und haben sofort ihre Teilnahme zugesagt.“ Schließlich könnten sich Auszubildende einfacher in Schüler*innen hineinversetzen und umso besser auf deren Fragen oder Sorgen reagieren. Am Tag der Messe sind 400 Menschen zu Besuch, die LdE-Schüler*innen führen Schüler*innen und Lehrer*innen herum, halten Reden und repräsentieren auch die eigene Schule.
Der fächerübergreifende und projektbasierte LdE-Unterricht zielt auf unterschiedliche Kompetenzbereiche der Schüler*innen ab: Sie üben, Verantwortung zu übernehmen, mit der eigenen Arbeit zum Erfolg eines Teams beizutragen, Informationen zu beschaffen und Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Sie stärken ihr Bewusstsein für eigene Interessen und Ziele und lernen, diese zu formulieren, um sie erreichen zu können. Dabei reflektieren sie stetig den Fortschritt des gemeinsamen Projektes sowie die persönliche Entwicklung.
"Gemeinsame Abläufe und sich selbst organisieren, adäquat kommunizieren, Feedback geben und einholen, daraufhin Planung anpassen, sich mit verschiedenen Personen und deren Rollen auseinandersetzen: Durch die Handlungsorientierung des Unterrichts üben die Jugendlichen vielfältige Tätigkeiten aus, die später auch im Beruf benötigt werden", sagt Lehrerin Roswitha Leydecker.
Eingetaucht in die Vorgehensweise der Lehrerinnen
"Eine Schülerin und ein Schüler meldeten sich freiwillig für die Aufgabe, den Schulleiter über das Projekt zu informieren. Sie mussten dann üben, wie und was sie mit dem Schulleiter besprechen, erstellten einen 'Gesprächsspickzettel', außerdem war ein Termin mit dem Sekretariat zu vereinbaren. Die Schüler*innen ließen den Termin verstreichen. Auf Nachfrage der Lehrerinnen wurde ihnen bewusst, dass die Kompetenz der 'Zuverlässigkeit' hier nicht erfüllt ist. So vereinbarten sie zum zweiten Mal einen Termin. Zu diesem Datum war der Schüler nicht da, die Schülerin wollte jedoch nicht allein zum Schulleiter. Ein anderer Schüler erklärte sich bereit, sie zu begleiten.
Im Verlauf des Gesprächs stellte der Schulleiter Fragen zum Projekt, die von den Schüler*innen zum Teil nicht beantwortet werden konnten. Bei der anschließenden Reflexion (im Gespräch mit uns Lehrerinnen) stellten die Lernenden fest, dass sie sich besser hätten vorbereiten können. Nicht alle Fragen können vorausgesehen werden: Es ist jedoch von Vorteil, über mögliche Fragen nachzudenken und darauf eine Antwort zu haben. Der Mitschüler, der aus Sympathie eingesprungen ist, hat gelernt, auch in einem solchen Fall vorbereitet zu sein. Die Schulleitung gab den beiden den Auftrag, Antworten auf seine Fragen zu finden und dann nochmal zu ihm zu kommen. So übten wir einige Tage später für den dritten Termin: dieses Mal im Plenum mit Unterstützung der kompletten Klasse. Hinterher fühlten sich die beiden gestärkt und konnten das finale Gespräch mit dem Schulleiter gut bewältigen.
Das ist ein Beispiel für unsere Vorgehensweise: Die Schüler*innen bringen ihre Ideen ein und wir lassen sie im geschützten Rahmen gewähren, z. B. informieren wir Kolleg*innen vorab, dass Schüler*innen mit Anliegen auf sie zukommen könnten. Die Schüler*innen reflektieren anschließend das Erlebte, meistens im Gespräch, sie ziehen Rückschlüsse und passen die weitere Vorgehensweise daran an."
Die Lehrerinnen setzen auf unterschiedliche Mittel, um die Schüler*innen in ihrem Lernen zu unterstützen. Für das stete Reflektieren ihrer Erfahrungen führen die Jugendlichen ein Tagebuch, zudem berichten sie im Unterricht fast wöchentlich über den Fortschritt des Projektes. Mithilfe pädagogischer Materialien setzen sich die Schüler*innen bewusst mit ihren Stärken auseinander (Materialtipp). Und: Es sind die Jugendlichen, die für sich ein Kompetenzraster zur Selbsteinschätzung ausarbeiten, nachdem die Lehrer*innen lediglich die curricularen Kompetenzziele "Artikulationsfähigkeit" und "Zuverlässigkeit" vorgeben.
"Die Zusammenarbeit, Organisation und Absprachen mit den Auszubildenden unserer Schule sowie deren Klassenleitungen erfolgte durch die Schüler*innen zunehmend selbstständig", beobachtet Lehrerin Andrea Kühner. Ihr Fazit: "Die Schüler*innen werden erwachsener, sind stolz auf die gelungene Veranstaltung, können sich besser ausdrücken und selbst ihre Fortschritte in den Kompetenzen einschätzen."
Die Berufsfachschule I führt zu einer fachrichtungsbezogenen beruflichen Grundbildung. Sie fördert berufsbezogene und allgemeine Kompetenzen und unterstützt die Schülerinnen und Schüler gendersensibel beim Erkennen und Stärken individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten.
LdE-Team BBS Bad DürkheimDie intensive Zusammenarbeit im Lehrerinnenteam hat Spaß gemacht und uns näher gebracht.