20 Jahre LdE in Deutschland

5 Fragen an Dr. Pia Gerber

2001 setzte die Freudenberg Stiftung das Pilotprojekt zu Lernen durch Engagement in Deutschland auf. In ihrer Video-Botschaft spricht Geschäftsführerin Dr. Pia Gerber darüber, wie es damals zu dieser Entscheidung kam, warum LdE auch zwanzig Jahre später relevant bleibt und was sie der bundesweiten Bewegung wünscht, die die Lehrform in ganz Deutschland verbreitet:

 

8:45 Min

"Was hat Sie 2001 an LdE überzeugt?"

Dr. Pia Gerber berichtet, dass vielfältige Erkenntnisse aus der Forschung dafür sprachen, jungen Menschen systematischen Zugang zu gesellschaftlicher Beteiligung durch Engagement zu ermöglichen: "Diese Chancen sind nicht gerecht verteilt in unserer Gesellschaft. Deshalb finde ich LdE an allen Schulformen besonders wichtig", sagt sie.

"Was bewirkt LdE in Ihren Augen?"

"Freiwillig hätte ich das nie gemacht, aber ich habe so viel gelernt, wie noch nie", sagte ein Schüler in der frühen Pilotphase von LdE. Damals wurde Dr. Pia Gerber klar, dass die Mischung aus Verpflichtung und Partizipation in der Schule wichtig ist – und LdE als Teil von Curricula zu verstehen. Insbesondere habe sie das wegen Schüler*innen überzeugt, die sich auf dem gesellschaftlichen Abstellgleis fühlen“: Für diese zähle die Erfahrung, gebraucht zu werden, umso mehr.

"Ist LdE heute nach wie vor relevant?"

Die University of Bath veröffentlichte im Sommer eine Studie, wonach 56 Prozent der jungen Menschen in zehn untersuchten Ländern denken, „die Welt ist dem Untergang geweiht: Da finde ich besonders wichtig, dass junge Menschen im Kleinen erfahren, etwas verändern zu können und nicht ausgeliefert zu sein“, sagt Dr. Pia Gerber. Die Globalisierung von Problemlagen erzeuge bei Kindern und Jugendlichen das Gefühl, Politik reagiere nicht adäquat: „Umso wichtiger ist die Naherfahrung: Ich kann auch dazu beitragen, Probleme zu lösen.“ Dabei gehe es nicht darum, Schüler*innen die politische Verantwortung für die Probleme der Zeit zu geben – sondern als junger Mensch „zu merken, was zu einer wirksamen Problemlösung dazugehört“.

"Wie erleben Sie das bundesweite Netzwerk LdE?"

Dr. Pia Gerber betont die vielen unterschiedlichen Schultypen, die sie im bundesweiten Netzwerk Lernen durch Engagement vertreten sieht – und „dass sich zunehmend Partner aus der Bildungsverwaltung verlässlich engagieren.“ Die bildungspolitische Verankerung und Förderung von LdE in Schleswig-Holstein bezeichnet sie als „Durchbruch“ für die Bewegung, die die Leistungsfähigkeit und das Potenzial von LdE laufend weiterentwickele – indem immer wieder neue Themen aufgegriffen würden. „LdE ist eine moderne Lehrform, die sich ständig wandelt, und dabei benotbar bleibt.“

"Was wünschen Sie der LdE-Bewegung?"

„Ich wünsche mir, dass in zehn Jahren alle Schulen in Deutschland ihren Schüler*innen die Gelegenheit bieten, LdE als Verbindung von Praxis und schulischem Lernen zu erfahren“: Zum 20. Jubiläum der Anfänge von LdE in Deutschland wünscht Dr. Pia Gerber der Bewegung, dass die Mitwirkenden so erfolgreich sind, dass es "keine Wahl mehr gibt, LdE zu machen oder nicht. Ihre Vision: LdE als selbstverständlicher Teil der Schulkultur und Schulcurricula, der Ausbildung von Lehrer*innen – und dass die LdE-Qualitätsstandards als grundsätzliche Standards wirkungsvoller Bildung erkannt werden.

Vielen Dank!

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